
Frieren – Nach dem Ende der Reise ist eine jener seltenen Anime-Serien, die schon in den ersten Minuten das Gefühl vermitteln, Teil einer Geschichte zu werden. Nicht als stiller Beobachter, sondern als jemand, der mit den Figuren durch Wälder zieht, an Lagerfeuern sitzt und die leisen wie die lauten Momente miterlebt. Diese Welt ist voller Magie, nicht nur durch Zauber und Legenden, sondern durch das, was sie in den Herzen der Zuschauer:innen auslöst.

Das Besondere: Die Geschichte setzt dort an, wo andere enden. Der große Kampf, der Sieg über das Böse – all das liegt bereits hinter der Heldengruppe. Für die Elfenmagierin Frieren, deren Lebensspanne Jahrhunderte umfasst, ist dieser Moment nur ein Wimpernschlag. Während Menschen sich in dieser Zeit verändern, altern und gehen, bleibt sie. So begleitet man eine Figur, die lernt, den Wert flüchtiger Momente zu begreifen, und erlebt eine Reise, die nicht vom großen Showdown, sondern vom Danach erzählt. Dieses Danach ist geprägt von Reflexion, von neuen Begegnungen und vom schmerzlichen, aber wertvollen Prozess, Vergangenes zu verarbeiten.

Die Figuren sind weit mehr als Archetypen einer Fantasygeschichte. Jede hat ihre Eigenheiten, Macken und inneren Konflikte. Mal glaubt man, sie schon zu kennen, dann überrascht eine unerwartete Entscheidung oder ein verborgenes Gefühl. Frieren selbst wirkt zu Beginn distanziert, fast unterkühlt, doch nach und nach treten ihre Verletzlichkeit und ihre stille Sehnsucht ans Licht. Diese Entwicklung geschieht nicht in großen Sprüngen, sondern in leisen, fast unscheinbaren Momenten – und genau darin liegt die emotionale Kraft.

Auch die Welt, durch die sich Frieren bewegt, entfaltet sich behutsam. Städte mit Fachwerkhäusern, sanfte Hügel, alte Festungen – die Schauplätze wirken, als wären sie einer Mischung aus Märchenbuch und europäischer Geschichte entsprungen. Kein Wunder: Viele Figuren und Orte tragen deutsche Namen. Das ist kein Zufall, sondern eine bewusste Entscheidung von Autor Kanehito Yamada und Illustratorin Tsukasa Abe, die dem Anime einen mittelalterlich-europäischen Anklang verleihen wollten. Für japanische Zuschauer:innen klingen diese Namen exotisch und edel, während deutschsprachige Fans eine angenehme Vertrautheit verspüren.

Die Umsetzung durch das Studio Madhouse macht diese Welt lebendig. Die Farbpalette reicht von weichen Pastelltönen in ruhigen Szenen bis zu kräftigen, kontrastreichen Bildern in magischen Momenten. Die Musik von Evan Call unterstreicht die Atmosphäre perfekt – mal sanft und melancholisch, mal getragen von einem epischen Schwung, der an große Fantasyfilme erinnert. Es sind diese Details, die Frieren zu einem audiovisuellen Erlebnis machen.
Kein Wunder also, dass die Serie sowohl von Fans als auch von Kritiker:innen für ihre Tiefe und Ruhe gelobt wird. Sie beweist, dass Fantasy nicht immer laute Schlachten und endlose Action bedeuten muss, sondern auch stille Reisen, in denen die größten Abenteuer im Inneren der Figuren stattfinden.

Die erste Staffel umfasst 28 Episoden und erzählt einen runden Handlungsbogen, der dennoch neugierig auf mehr macht. Eine zweite Staffel ist bereits angekündigt und soll im Januar 2026 starten – voraussichtlich gleich zu Beginn des Monats. Bis dahin lohnt es sich, noch einmal in die bisherigen Folgen einzutauchen, um die feinen Nuancen und versteckten Hinweise zu entdecken, die einem beim ersten Schauen vielleicht entgangen sind.
Frieren – Nach dem Ende der Reise mehr als nur ein Anime. Es ist eine Einladung, eine wundervolle Fantasywelt zu erkunden, die uns daran erinnert, dass jede Geschichte – und jeder Weg – auch nach dem „Happy End“ weitergeht.
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Matt McKenzie
Sternenwanderer, Wortschmied – Matt McKenzie erkundet die Grenzen des Vorstellbaren und schreibt darüber, als wäre er mittendrin. Fantasie trifft Technik in der Sternen Schmiede.
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