Immer wieder bin ich begeistert, wenn ich beim Lesen heimliche Verbindungen zwischen verschiedenen Fantasy-Reihen entdecke. Diese kleinen Momente, in denen ein Name, ein Ort oder ein Konzept wie ein vertrauter Gruß aus einer anderen Geschichte wirkt, haben für mich einen ganz besonderen Zauber. Genau deshalb dachte ich mir: Warum nicht einmal genauer hinschauen und herausfinden, wie viele dieser unsichtbaren Fäden es wirklich gibt?
Der Artus-Knoten: Das Rad der Zeit und die alten Legenden
Robert Jordan, der Schöpfer von Das Rad der Zeit, hat tief aus der Schatztruhe der Artus-Sage gegriffen. Figuren wie Artur Paendrag Tanreall „Hawkwing“ erinnern nicht nur namentlich an König Artus, sondern auch in ihrer Rolle. Thom Merrilin trägt deutliche Züge von Merlin, während Egwene al’Vere an Guinevere erinnert. Selbst Orte wie Caemlyn klingen wie Camelot. Das sind keine reinen Zufälle – Jordan hat hier bewusst Legendenstoff in seine Welt eingewoben.

Tolkien-Echos in den Bergen
Auch in der Geografie von Das Rad der Zeit finden sich Parallelen. Die Mountains of Dhoom klingen wie ein direkter Gruß an Tolkiens Mount Doom. Städte wie Baerlon und Taren Ferry wecken Erinnerungen an Bree, während Fal Dara eine gewisse majestätische Strenge wie Minas Tirith ausstrahlt. Diese Ähnlichkeiten stammen oft aus den gleichen mythologischen Inspirationsquellen, die Tolkien selbst nutzte.
Wüstenkrieger und Schwesternschaften: Dune trifft auf das Rad der Zeit
Die Aiel aus Jordans Welt erinnern mit ihrer Kultur und ihrem Überlebensgeist stark an die Fremen aus Frank Herberts Dune. Ebenso lassen sich die Aes Sedai mit ihren geheimen Machtstrukturen und Intrigen mit den Bene Gesserit vergleichen. Hier spürt man, wie große Science-Fiction und Fantasy einander die Hand reichen.

Stormlight Archive – Wenn der Schüler vom Meister lernt
Brandon Sanderson, der Autor des Stormlight Archive, hat die letzten drei Bände von Das Rad der Zeit vollendet. Kein Wunder also, dass Fans in Stormlight vertraute Muster entdecken: Helden, die die Last gefallener Gefährten in sich tragen, Lichterfahrungen, die spirituelle Wendepunkte markieren, und eine epische, vielschichtige Erzählweise, die an Jordans Werk erinnert. Auch wenn Sandersons Welt im „Cosmere“ eigenständig ist, finden sich subtile DNA-Spuren des Meisters.

Die geteilte Quelle der Mythen
Viele dieser „Verbindungen“ sind nicht unbedingt direkte Zitate. Oft bedienen sich Autor*innen aus demselben alten Fundus: nordische, keltische, orientalische und klassische Mythen, vermischt mit Geschichte und Religion. So entstehen ähnliche Motive – vom Kreis der Zeit bis zur Stadt der Könige – ganz ohne, dass ein Werk das andere kennen muss.
Warum uns diese heimlichen Verbindungen so viel geben
Für uns Leser*innen sind diese unsichtbaren Fäden weit mehr als nur kleine Anspielungen. Sie schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zwischen Geschichten, Welten und Generationen von Lesenden. Jede entdeckte Parallele ist wie ein geheimes Augenzwinkern, ein stummes „Willkommen zurück“ von einer Geschichte zur nächsten.

Dieses unsichtbare Netzwerk ist riesig – ein literarisches Geflecht, das sich über Jahrzehnte und Kontinente spannt. Es verbindet Klassiker mit modernen Werken, High Fantasy mit Urban Fantasy, und sogar Science-Fiction mit epischer Fantasy. Wer einmal anfängt, diese Verbindungen zu sehen, entdeckt sie überall: in Namen, in Legenden, in Symbolen und in ganzen Handlungsbögen. Sie machen jede neue Lektüre reicher, weil sie uns das Gefühl geben, Teil eines viel größeren Abenteuers zu sein, das nie endet.
Fazit: Die große Fantasy-Familie
Ob absichtliche Hommage, subtiler Einfluss oder einfach gemeinsame Inspiration – Fantasy-Welten teilen sich mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Für uns Leser*innen bedeutet das: Jede neue Reise könnte ein unerwartetes Wiedersehen sein. Und vielleicht liegt genau darin einer der größten Reize des Genres – diese stillen, geheimen Händedrücke zwischen den Welten.
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Matt McKenzie
Sternenwanderer, Wortschmied – Matt McKenzie erkundet die Grenzen des Vorstellbaren und schreibt darüber, als wäre er mittendrin. Fantasie trifft Technik in der Sternen Schmiede.
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